Sonntag, 28. Oktober 2012, 17 Uhr
Theatercafe Direkt
Theatercafe, Theatergasse 9, Klagenfurt
Helmut Stiegler: | Violine |
Barbara Hofer: | Violine |
Gerda Anderluh: | Violoncello |
Christoph Hofer: | Akkordeon |
Das Doppelkonzert von Bach ist wohl eines der bekanntesten barocken Instrumentalwerke. Die beiden schnellen Sätze bilden ein dichtes kontrapunktisches Gewebe, wobei die energischen Tuttistellen, deren Hauptthemen im ersten Satz in einer Fuge und im letzten Satz in einem engen Kanon eingeführt werden, durch sehr viel lyrischere Solostellen unterbrochen werden.
Der zweite Satz erinnert an ein Siziliano und bildet mit seinen ruhigen Kantilenen einen Kontrast zur Rastlosigkeit der beiden Ecksätze.
Aufgrund des dreistimmig angelegten Satzes und der Art der Stimmenführung nimmt man an, dass dieses Konzert ursprünglich als Triosonate konzipiert worden ist.
Antonín Dvorák widmete die 1878 komponierten Bagatellen seinem Freund und Musikkritiker Josef Srb-Debrnov, bei dessen Hausmusikabenden er hin und wieder als Bratschist aushalf. Allerdings gab es in Srb-Debrnovs Haus kein Klavier, lediglich ein Harmonium, das gelegentlich als Orgelersatz bzw. für Orchesterauszüge verwendet wurde, für das es aber kaum originale Kammermusik gab.
Das ungewöhnliche Instrumentarium eines Harmoniums setzte Dvorák nun bewusst programmatisch ein, indem er das modifizierte Thema des Volkslieds "Es spielten die Dudelsäcke in Poduby" verwendete und die Charakteristik des Harmoniums nutzte, um Dudelsackklänge zu imitieren. Die damit erzielten Klangeigenschaften waren ihm so wichtig, dass er sich auch seinem Verleger widersetzte, als dieser das Harmonium durch Klavier ersetzen wollte, weil es "dem ganzen Werk eine andere Gestalt geben und ihm überhaupt schaden" würde.
Das Werk bildet mit seinen fünf Tänzen eine Suite; die thematische Verschränkung zwischen den Sätzen sowie die wechselnden Tempi deuten jedoch darauf hin, dass Dvorák sie gleichwohl als ein geschlossenes Gesamtwerk konzipiert hat.
Strawinsky lebte zur Zeit des ersten Weltkrieges in der Schweiz. Aufgrund des Krieges waren die Mittel zur Aufführung von Bühnenwerken sehr beschränkt. Ein Umstand, welcher der damals gerade aktuellen Entwicklung hin zu einer “Ästhetik der Einfachheit” durchaus entgegen kam; große Opern waren kaum mehr aufführbar, und so wurde die Umsetzung neuer Konzepte von minimalistischem Musiktheater entsprechend begünstigt.
Ein einfaches Wandertheater schwebte Strawinsky vor, als er mit dem Librettisten Charles Ferdinand Ramuz an der “Geschichte vom Soldaten” arbeitete, es sollte mit minimalen technischen Aufwand auch auf Jahrmärkten gespielt werden können. In dem Stück gibt es dabei keinerlei gesungene Szenen, vielmehr wird die auf zwei alten russischen Volksmärchen basierende Handlung von einem Erzähler rezitiert, während sie von zwei Schauspielern, einer Tänzerin und einem kleinen siebenköpfigen Orchester visuell und akustisch dargestellt wird; ein Vorläufer des später von Brecht weiterentwickelten epischen Theaters.
Statt einer opulenten romantischen Bühnenillusion setzt Strawinsky dabei auf klangliche Reduktion und strukturelle Strenge. Derweil ist die Musik alles andere als einfach gehalten. Keck verfremdet Strawinsky Genres wie Marsch, Pastorale, Tango, Ragtime, und Walzer, wobei er mit einer ausgefeilten, hoch komplexen Rhythmik und einer zeitweise sowohl rhythmischen als auch tonalen Nebenläufigkeit den künstlichen Eindruck eines zufällig zusammengewürfelten und ebenso tollpatschig agierenden Jahrmarktorchesters erweckt. So kommentiert er die Handlung nicht nur, sondern verleiht dem Werk zudem noch einen ironischen Unterton.
Die Musiker sind in diesem Werk darüber hinaus nicht nur für die akustische Untermalung zuständig sondern bilden einen integralen Bestandteil des Bühnengeschehens. Direkt neben den Schauspielern sichtbar auf der Bühne plaziert, sind auch die Gesten und Bewegungen der Musiker beim Spiel von Strawinsky als Teil der Choreographie dieses Gesamtkunstwerkes konzipiert.
Ein Soldat tauscht mit dem Teufel seine Geige, und damit ohne es zu wissen auch seine Seele, gegen ein Buch, das große Reichtümer verspricht. Allerdings muss er dem Teufel binnen drei Tagen das Geigenspiel beibringen.
Diese währen in Wahrheit jedoch drei Jahre, inzwischen ist seine Braut mit einem anderen verheiratet und er wird von niemanden mehr erkannt. Zwar wird er mit Hilfe des Buches ein reicher Spekulant, doch kann er damit nicht glücklich werden.
Schließlich hört er von einer kranken Prinzessin, die jenem Mann versprochen sei, der sie heilen könne. Sofort besinnt sich der Soldat der Kraft seiner Geige und fordert den Teufel zu einem Kartenspiel heraus, bei dem er zwar all seine Reichtümer verspielt, ihn aber betrunken macht und die Geige schließlich zurück gewinnt.
Mit seinem Geigenspiel gelingt es ihm tatsächlich, die Prinzessin zu heilen und er wird mit ihr glücklich. Doch darf er die Grenzen des Reiches nicht überschreiten, sonst würde er dem Teufel wieder anheim fallen und die Prinzessin wäre verloren.
Doch der Soldat kann sein Heimweh nicht unterdrücken, vergisst den Fluch und wird vom Teufel schließlich in die Hölle “gegeigt”.
Strawinsky selbst hat nach Ende des ersten Weltkriegs die Komposition zu einer instrumentalen Suite für Klarinette, Violine und Klavier bearbeitet, die hier wiederum in der Besetzung Violoncello, Violine und Akkordeon wiedergegeben wird.
Die erste deutsche Nachdichtung des im Original französischen Textes stammt von Hans Reinhart, dem die Triofassung von Strawinsky auch gewidmet ist. Luba Tsypin fertigte schließlich für diese Triofassung einen russischen Text in Gedichtform an, dessen englische Übersetzung zusammen mit der Reinhart'schen Nachdichtung wiederum als Vorlage für jene deutsche Fassung des Pianisten Rolf-Peter Wille diente, welche er bei Konzerten zusammen mit Vladimir Tsypin und Mark Nuccio in Deutschland zur Aufführung brachte und die auch in diesem Konzert wiedergegeben wird. Quelle: geschichte-vom-soldaten.blogspot.com