Mittwoch, 19. August 2020, 20:00
Kongresshaus Millstatt
Kartenreservierung:
Tel: +43 4766 2021 35
E-mail: musikwochen@millstatt.at
Helmut Stiegler: | Violine |
Gerda Anderluh: | Violoncello |
Christoph Hofer: | Akkordeon |
Das aoide-Trio spannt einen großen, abwechslungsreichen musikalischen Bogen von der Verspieltheit der Wiener Klassik über lebensfrohe irische Volksweisen in modernem Gewand bis hin zu dem "traurigen Gedanken, den man tanzen kann", den argentinischen Tango Nuevo.
Mehr als zehn Jahre hatte Mozart seit dem Divertimento KV 254 kein Klaviertrio mehr fertig gestellt, als er im Frühjahr 1786 das Trio in G-Dur komponierte. Eine Reihe unvollendeter Fragmente (KV 442) bis dahin und die zahlreichen Korrekturen im Autographen dieses Trios zeugen davon, wie schwer er sich tat, mit dieser Besetzung seinen gereiften Ansprüchen dieser Schaffensperiode gerecht zu werden.
So verkörpert dieses Werk nicht mehr die spielerische Leichtigkeit seines frühen Klaviertrios. Vielmehr webt Mozart aus den Figuren der Themen lebendige Dialoge mit einer nahezu opernhaften Dramatik, in welchen die Klangfarben der Instrumente und ihre Mischung eine wichtige Rolle spielen. Asymmetrische Themen und geringfügige, aber bedeutsame Abweichungen von der erwarteten Form, sowie die feine Abwandlung von Motiven, welche diesen jedoch einen signifikant anderen Ausdruck und Charakter verleiht, dienen einer ausgefeilten und an überraschenden Wendungen reichen Dramaturgie.
Eine ausführliche Abhandlung von Claus-Christian Schuster über dieses Werk können Sie auf der Homepage des Altenbergtrio finden.
Das Trio über irische Volksweisen war ursprünglich ein Auftragswerk eines reichen amerikanischen Amateur-Musikers irischer Abstammung, den Frank Martin wohl zufällig kennengelernt hat. Martin, bekannt für sein ausgesprochenes Interesse an den Eigenheiten verschiedener Volksmusiktraditionen, machte sich auch gleich akribisch an die Arbeit. Er studierte eingehend einen reichhaltigen Fundus von Transkriptionen irischer Volksmusik in der französischen Nationalbibliothek, aus welchen er die Melodien für sein Trio sorgsam auswählte.
Martins Auswahl besonders archaischer und origineller Melodien und deren anspruchsvolle, komplexe Verarbeitung dürften jedoch nicht ganz die Erwartungen seines Auftraggebers erfüllt haben. Er hatte sich offenbar eher eine leicht spielbare und gefällige Verarbeitung damals gerade populärer irischer Melodien vorgestellt. Er zog seinen Auftrag zumindest nach Vorlage eines Entwurfs zurück und verweigerte die Bezahlung des Honorars. Martin nahm es gelassen und erklärte sich damit zufrieden, dass die Arbeit an der Komposition ihm ohnehin viel Spaß gemacht habe, welche er selbst so beschrieb:
„Bei der Verwendung des reichen musikalischen Gedankengutes der irischen Folklore habe ich versucht, mich so weit wie möglich ihrem spezifischen Charakter zu unterwerfen; ich habe jede Verformung der gewählten Melodien vermieden und sie immer in ihrer Integrität bewahrt, ohne sie mit sinnverändernden Harmonien zu überlasten. Das heißt, man wird in diesem Trio keinerlei Entwicklung im klassischen Sinne des Wortes finden. Im Rhythmus habe ich das Prinzip meiner musikalischen Form gesucht und in den rhythmischen Kombinationen das Mittel, meine Sprache zu bereichern. Der erste Satz basiert zur Gänze auf einer rhythmischen Progression, die durch ein stufenweises Accelerando erreicht wird, indem der Eintritt jedes neuen musikalischen Gedankens ein etwas rascheres Tempo nach sich zieht. In diesem Satz spielt die Wiederkehr der Themen kaum eine Rolle – es ist die rhythmische Wechselbeziehung zwischen den verschiedenen vorgestellten Melodien, die für die Einheit des Satzes sorgt.
Im zweiten Satz wird man dank der Wiederkehr einer dem Violoncello anvertrauten Melodie eine größere thematische Einheit feststellen; diese Melodie erscheint vor einem sich ständig verändernden melodischen und rhythmischen Hintergrund immer in der selben Form, dem selben Register und der selben Tonart.
Der Motor des dritten Satzes, Gigue, ist nicht mehr ein Accelerando, sondern die Bereicherung der rhythmischen Textur durch die Überlagerung verschiedener Motive. Hier wird man die metrische Unabhängigkeit der einzelnen Stimmen des Trios noch besser verfolgen können als in den vorangegangenen Sätzen.
Um es zusammenzufassen: dieses Trio stellt sehr wenig Ansprüche an die Harmonie und an das polyphone Prinzip der Imitation und verlangt alles von Rhythmus und Melodie, die die Grundlage des irischen Gesanges und Tanzes bilden.“
Schweizerische Musikzeitung 1930/11
Eine ausführliche Abhandlung von Claus-Christian Schuster über dieses Werk können Sie auf der Homepage des Altenbergtrio finden, der auch das obige Zitat entnommen ist.
Astor Piazzolla schrieb "Verano Porteño" (Sommer in Buenos Aires) 1964 als Eröffnung des Balletts "Concierto del Angel". Erst Jahre später hat er diesen Satz zu einem ganzen Zyklus "Las Cuatro Estaciones Porteñas" (Die Vier Jahreszeiten) ergänzt. Dass er sich dabei schon von Anfang an auf den Zyklus von Vivaldi bezogen hat, zeigt das Zitat aus dessen "Winter" am Ende des "Verano" (den entsprechend verschobenen Jahreszeiten auf der südlichen Hemisphäre Rechnung tragend).
1969 hat er mit dem "Otoño Porteño" (Herbst in Buenos Aires) den zweiten Teil vollendet. In "Las Cuatro Estaciones Porteñas" vereint Piazzolla Stilelemente verschiedenster Herkunft: Die typischen Rhythmen und Harmonien des argentinischen Tangos gestaltet er mit den Kompositionstechniken der neuen europäischen Musik und verbindet sie mit Elementen des Jazz.